*seufz*
Seinerzeit, als unsere Stallmieze Heidi grade totgefahren worden war, kamen zwei Miezen an unseren Stall, um sich die Räumlichkeiten anzusehen und über die Bedingungen des Arbeitsvertrages zu verhandeln. Eine Miez war groß und rot-weiß-getigert, die andere putzig klein, genau so gezeichnet wie die größere, nur in grau-schwarz-weiß. Ich hielt sie für Mutter und Tochter, wir nannten sie Teti und Elsa. Teti stellte sich später als kastrierter Kater heraus, blieb bei uns und wird seither heiß geliebt und verehrt.
Er war von Anfang an sehr eifersüchtig und duldete Elsa nicht mehr bei uns. Sie fand anderswo im Dorf ein Zuhause, kam uns aber noch regelmäßig mal besuchen. Mal ein paar Wochen oder Monate gar nicht, und dann stand sie wieder mal auf der Matte.
Im letzten Winter kam sie plötzlich täglich, maunzte ganz elend. Sie ist wirklich eine Winzlingsmieze, und damals war sie super abgemagert. Mein weiches Herz befahl mir, sie zu füttern. Heimlich, vor der Türe. Elsa bedankte sich mit Schnurren und Rumgerolle. Kurz danach fand ich heraus, dass meine schlimmsten Befürchtungen wahr geworden waren - diese kleine zarte Mieze hatte Junge.
Nun, es sind fünf wahnwitzig schöne Katzen geworden. Sie leben nun alle bei einer Familie, die dorfintern nur die Flodders genannt wird. Drei Generationen Sozialhilfeempfänger unter einem Dach, kein fließend warmes Wasser, Haus und Hof Stand 1930. Flodders lieben ihre Tiere, aber nun haben sie sechs Katzen, die sie nicht ernähren und versorgen können. Aus dem Wurf toben seit einigen Wochen regelmäßig der wunderschöne rote Kater und ein Zweg in schwarz bei uns rum, der Rote macht mir mächtig schöne Augen - er ist wunder-wunder-wunderschön und schnurrt wie ein Großer.
Seit zwei Wochen kommt Elsa täglich. Und bettelt wieder impertinent. Egal wie oft ich sie vor die Türe setze - sie kommt auch 20 x wieder rein. Seit sie gemerkt hat, dass sie in der Sattelkammer nicht so willkommen ist (Teti verteilt da auch gern mal Kopfnüsse), wartet sie in der Stallgasse, wirft sich zu meinen Füßen, verfolgt mich auf Schritt und Tritt. Heute hat sie mich von hinten umarmt - ihre Vorderpfoten hat sie um meinen Oberschenkel geschlungen und ihr Köpfen an mich gedrückt.
Ich glaube, sie bettelt nicht nur um Futter, sie bettelt um Liebe und Aufmerksamkeit. Früher war sie bei Flodders etwas besonderes, da sie die einzige war. Nun ist sie eine von vielen - und möchte offenbar so gern etwas besonderes sein. Und das ist sie auch, das hat sie einfach verdient.
Sie ist kaum mehr als eine handvoll Katze, wenn sie mal überhaupt 3 KG wiegt. Ich habe sie jetzt schon immer vor dem Stallgebäude gefüttert, denn der Innenbereich ist definitiv Tetis Revier.
Das war gewiss erstmal ein Fehler, denn sie wird weiterhin täglich kommen. Und ich befürchte fast, dass sie auch schon wieder trächtig ist. Die Parallelen zum letzten Jahr sind unübersehbar. Wenn sie trächtig ist, kommt sie mit dem Fangen nicht aus, und sie weiß, wo es gutes Futter gibt.
Was mach ich jetzt nur? Sie wegzuschicken bringe ich kaum über das Herz. Andererseits ist sie nicht unsere Katze. Ich habe mit Karin schon überlegt, ob wir einfach mal konkret bei Flodders fragen, ob sie sie nicht sterilisieren lassen wollen, und sie dann notfalls in die Tierklinik schaffen und das erledigen lassen (bezahlen müssten wir es auch, dafür haben die kein Geld!). Geht ja nicht an, dass diese putzige Miez jedes Jahr nun Junge kriegt - wo sollen die alle hin? Zudem hat sie echt nix zum Zusetzen, als sie den letzten Wurf gesäugt hat, war sie total abgemagert und ausgezehrt.
Wie verhält man sich da nur richtig??