Ich hatte gestern noch ein so nettes Erlebnis mit Shigon. Ich war nun, krankheitsbedingt, eine Woche nicht mehr da. Und ich weiß, dass er sich dann immer Sorgen macht. Shigon ist jemand, der grunsätzlich immer die Schuld bei sich sucht, der auch sehr sensibel dafür ist, wenn was nicht okay ist. Als ich gestern nun endlich wieder am Stall ankam, war er erstmal sehr vorsichtig, hat mich ganz dezent angestupst, nicht sicher, ob er sich unbeschwert freuen darf. "Hab Dich vermisst. War ich schuld daran, dass Du weg warst?". Nein, warst Du nicht, ich war einfach nur krank. Ich hab Dich auch vermisst, und wenn wir uns beeilen, können wir noch ein bisschen ausreiten, bevor die große Regenwolke dahinten uns eingeholt hat. "Au fein!". Und dann stand er da, die ganze Zeit die Öhrchen erwartungsvoll gespitzt, trippelte vor Freude schon in der Box immer von rechts nach links.
Draußen war es dann das blanke Feuerwerk an guter Laune. Er schmatzte fröhlich auf seinem Gebiss rum, trug seinen Kopf weit oben, den Hals edel geneigt, die Öhrchen so gespitzt, dass sie förmlich in der Mitte zusammenstießen.
Wir sind ein bisschen über die Wiesen und die Stoppelfelder, und er war so beschwingt, dass es mich obendrauf richtig durchgeschüttelt hat. Habe ihn dann später auch mal richtig rennen lassen, was er auch voller Elan tat.
Unsere anderen (Renn-) Pferde sind nach so langer Abstinenz immer eher ungestüm, müssen ausgebremst werden. Shigon ist auch hier immer der Gentleman, der langsam antrabt, dann dezent zulegt, und sagt "Du, ich könnte schneller, wenn Du magst!". Kommt von oben ein gedachtes "Nein, bitte nicht!", dann fügt er sich. Wenn es sehr dringend ist, kommt von ihm maximal noch ein "Ach, BITTE!", aber er bleibt jederzeit im Rahmen meines Wunsches. Darüber sinnierte ich so nach, während wir im flotten Tempo dahin flogen. Denke noch so "Gut, dass Du so bist, wie Du bist, dass Du immer so gehorsam und artig bist!". In dem Moment schmeißt er vorwitzig seinen Kopf zur Seite, grinst (!!!) und brezelt so richtig los. Ich konnte ihn förmlich kichern hören "Ich könnte auch anders, wenn ich wollte, und wenn ich nicht so'n netter Kerl wäre!".
Natürlich habe ich geschimpft, er ist dann auch sofort wieder langsamer geworden, und hat sich aber trotzdem ein bisschen was gefeixt.
Ich weiß, dass ich beim bloßen Denken unbewusst meinen Körper so ausrichte, dass das Pferd die Befehle von mir spüren kann. Dennoch ist mir niemals ein Pferd untergekommen, dass so sensibel reagiert. Das simple Denken reicht, und Shigon setzt um, was gewünscht wird.
Das letzte Stück zum Stall zurück muss ich über einen kleinen Plattenweg und eine enge Dorfstraße, da steige ich immer schon ab und führe ihn. Bin quasi grade wieder auf der Erde gelandet, als kurz hinter uns in luftiger Höhe ein roter Pfeil aus dem hüfthohen Gras schießt und trötet "WEGZOLL! Bin hier der CHEEHEEEF!". Stallkater Teti war mal wieder gekommen, um uns abzuholen. Shigon hat sich dermaßen erschreckt, dass er mit allen Vieren in die Luft gesprungen ist, und Teti hat sich vor Lachen auf dem Boden gewälzt.
So sind wir drei dann über die Dorfstraße im Pladderregen (die Wolke war schneller als wir dachten!) nach Hause gezockelt. Ein uns permanent à la Hütehund umkreisender roter Kater, mein lustiger Pferdemann und ich. Das halbe Dorf lacht über uns, weil wir mit Katze ausreiten.
Ich mag solche Tage.