Gestern war ein dämlicher Tag, und obwohl er noch nicht zu Ende war, kam es dennoch kurioser als je erwartet.
Mein Bürotelefon klingelte, die Leiterin der Marketing-Abteilung war in der Leitung
(nicht, dass ich Marketing-Menschen nicht mag, komme ich doch selbst aus diesem Bereich, doch diese „Dame“ war schon immer etwas anders als andere Mitarbeiter).
She: „Frau She, hallo Frau S.“
S: “Hallo Frau She, kurze Frage: haben Sie Ihre Katzen zuhause noch alle ?”
(Frau S. war im letzten Jahr bei uns, weil sie die Mietwohnung in unserem Hause besichtigen wollte, kannte daher unsere Katzen).
She: „Ja, natürlich, sie sind alle noch bei uns.“ *grübel*
S: „Prima, ich möchte gerne morgen vorbei kommen und den fast weißen Kater, der so schwierig ist und so lange Ohren hat, mitnehmen.“
(Mit den Attributen konnte sie nur Justin meinen, wer sonst hat so auffällig lange Ohren, und das "schwierig" habe ich geflissentlich überhört.)
She: „Wie bitte ? Sie meinen Justin ?“
S: „Justin, ja, genau den. *schwärm* Mir ist er nicht mehr aus dem Kopf gegangen seit unserer Begegnung. Wie schön, dass er noch zu haben ist.“
She: „Zu haben ? Wie bitte ? Wie kommen Sie auf die Idee, dass wir unsere Mitbewohner abgeben ?“
S: „Ich hörte hier im Hause, dass Sie Katzen vermitteln, die sonst kein Zuhause finden. Mein Kater ist letztes Jahr gestorben und ich hätte so gerne ein Tier, das mir auf Anhieb gefallen hat.“
Ich erklärte ihr, dass ich zwar Mitglied der örtlichen Katzenhilfe und des Tierheims bin, unsere Tiere jedoch nicht zur Disposition stehen. Mit Tiervermittlung habe ich nicht wirklich zu tun, jedenfalls nicht hier zuhause. Vermutlich war meine Antwort nicht wirklich so freundlich wie oben geschrieben, doch mein Entsetzen hat noch lange Zeit angehalten.
Als ich gestern nach Hause kam, wusste der kleine Mann schon Bescheid. Er ist den ganzen Abend nicht von unserer Seite gewichen, zeigte sich von seiner besten selbigen und auch heute ging es so weiter.
Justin bleibt hier, und alle anderen Tiere auch. Punkt.